Fachkunde Geriatrie
Die Inhalte der Fachkunde Geriatrie sind integraler Bestandteil des jeweiligen Schwerpunkts in den Gebieten Allgemeinmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie, sowie der Zusatz-Weiterbildung Geriatrie.
Voraussetzung zum Erwerb:
Facharztanerkennung in einem Gebiet der unmittelbaren Patientenversorgung
Weiterbildungszeit:
- 12 Monate unter Aufsicht und Anleitung einer/eines Weiterbildungsbefugten für den Schwerpunkt, die Zusatz-Weiterbildung oder die Fachkunde Geriatrie. Die Weiterbildung kann auch berufsbegleitend erfolgen.
- 40 Stunden Kursweiterbildung “Geriatrie” gemäß § 4 Absatz 6
- 80 dokumentierte Behandlungsfälle bei Patientinnen/Patienten mit mindestens zwei geriatrischen Krankheitsbildern (z. B. Demenz, diabetisches Spätsyndrom, chronische Ulzera etc.)
Weiterbildungsinhalte:
Erwerb von Kenntnissen, Erfahrungen und Fertigkeiten in
- dem Erkennen geriatrischer Notfallsituationen
- der Indikationsstellung zu invasiven und nichtinvasiven Maßnahmen unter Berücksichtigung der komplexen Gesamtsituation, der Prognose, der Therapiekonsequenzen und der erreichbaren Lebensqualität
- den speziellen geriatrisch relevanten diagnostischen Verfahren, der Einschätzung aller relevanten Problembereiche (geriatrisches Assessment) und der Beurteilung der physischen und psychischen (vor allem auch kognitiven) Funktionseinschränkungen
- der Behandlung der geriatrischen Syndrome, insbesondere
- Inkontinenz (Stuhl- und/oder Harninkontinenz)
- metabolische Instabilität
- Delir
- Sturz, lokomotorische Probleme (z. B. Synkope, Schwindel, Gangunsicherheit)
- Immobilität und verzögerte Remobilität
- Dekubitus
- Schlafstörungen
- Schmerz und Schmerztherapie
- Fehl- und Mangelernährung, Exsikkose, Ess-, Trink- und Schluckstörungen, künstliche Ernährung
- Obstipation
- kognitive und neuropsychologische Probleme einschließlich Depression und Demenz
- Hemiplegie-Syndrom
- Failure-to-thrive-Syndrome
- Frailty (Gebrechlichkeit)
- Osteoporose
- der speziellen Diagnostik und antimikrobiellen Chemotherapie von Infektionskrankheiten einschließlich der besonderen Sepsissituation im Alter
- physiotherapeutischen, ergotherapeutischen, sprachtherapeutischen und psychologischen Therapiekonzepten und speziellen pflegerischen Maßnahmen in der Geriatrie und Koordination dieser Therapiekonzepte
- der Gerontopharmakologie, pharmakokinetischen und pharmakodynamischen Besonderheiten im Alter und der Dosierung von Arzneimitteln sowie der Medikamenteninteraktion bei Mehrfachverordnung, den Problemen der Compliance beim alten Menschen
- dem Einsatz von Maßnahmen zur Sekundärprävention
- der Palliativmedizin bei geriatrischen Patientinnen/Patienten im Rahmen des Gesamtkonzeptes und der Sterbebegleitung
- der altersadäquaten Ernährung, Flüssigkeitszufuhr und Diätetik
- der Hygieneberatung
- der besonderen Problematik der geriatrischen Langzeitbehandlung bei chronischen Krankheiten unter spezieller Berücksichtigung der Patientenführung des Kompetenzerhaltes
- den sozialmedizinischen Aspekten des alten Menschen, insbesondere der Nutzung sozialer Einrichtungen zur Wiedereingliederung und der Möglichkeit der teilstationären Behandlung und ambulanten geriatrischen Rehabilitation sowie externer Hilfen
- den rechtlichen und ethischen Grundlagen des geriatrischen Handelns (SGB V, SGB XI, Betreuungsrecht, Bundessozialhilfegesetz, Wille und mutmaßlicher Wille des alten Menschen, Grenzen diagnostischer und therapeutischer Maßnahmen, Palliativmaßnahmen)